Presseartikel


Für einen guten Zweck löffeln

HANAU Die 14 Serviceclubs betreiben auf dem Weihnachtsmarkt wieder ihren Suppenstand / Der Erlös geht an den Verein Strassenengel



Heute wird Waldpilzsuppe ausgegeben. Wer eher auf Allgäuer Käsesuppe steht, sollte am Mittwoch vorbeischauen. Jeden Tag gibt es eine andere. Nur Freunde der Linsensuppe haben drei Tage, sich Variationen des Eintopfes schmecken zu lassen. Seit Jahren beteiligen sich die 14 Hanauer Serviceclubs mit einer Suppenhütte auf dem Weihnachtmarkt. Dort wird Suppe für einen guten Zweck gelöffelt. In diesem Jahr wird der Verein Strassenengel mit dem Verkaufserlös beglückt.
„Am Tag verkaufen wir 30 bis 50 Liter Suppe oder Eintopf. Die Menge hängt von der Witterung ab“, sagt Stefanie Keilig von der Arbeitsgemeinschaft „Gemeinsam für Hanau“, in der Lions, Rotary, Soroptimisten, Zonta, Inner Wheel, Ladies Circle 11, Rotary Hanau, Old Table 74, Round Table 74, Rotaract Club Hanau und die Leos, die Jugendorganisation der Lions, vertreten sind. Gemeinsam für Hanau entstand 2012 aus der Überlegung, dass sich die Serviceclubs - damals waren es noch neun - zusammentun sollten, um die guten Taten gleichmäßig zu verteilen, damit möglichst viele unterstützenswerte Einrichtungen in der Stadt Spenden erhalten, so Keilig.
Die Suppenhütte auf dem Weihnachtsmarkt zähle mit zu den wichtigsten Projekten der Ag. Unterstützung habe es gleich von der Stadt mit dem unentgeltlichen Stellen der Hütte geben. Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) übernahm die Schirmherrschaft. Die Idee Suppen zu verkaufen, sei in der Ag gleich zu Anfang gekommen - und auch, wo die Speise in großen Mengen herkommt „Wir haben bei allen Gastronomiebetrieben angefragt“. sagt Kellig. Die Bereitschaft zu geben, sei groß, von der Küche eines Seniorenstifts bis zum Restaurant mit gehobenen Ansprüchen. Diesmal sind es mehr als 20 Lieferanten, die Suppen und kräftige Eintöpfe spenden, die dann für 3,50 Euro pro Teller verkauft werden. 15000 bis 20000 Euro seien es am Ende. In den vergangenen Jahren lag die Summe mehr bei der höheren Zahl", sagt Keilig.
Jedes Jahr gibt es einen neuen Begünstigten. Bereits im Februar, beim ersten Treffen für die Planung zur nächsten Suppensaison auf dem Hanauer Weihnachtsmarkt, werden erste Vorschläge gemacht. In der Endrunde werden dann drei Projekte vorgestellt und eines ausgewählt. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Strassenengel. Sabine Assmann gründete den Verein 2015, nachdem sie sich zuvor mehrere Jahre um Obdachlose gekümmert hatte. Der Verein hat mittlerweile im ehemaligen Nordbahnhofgebäude eine Begegnungs- und Unterstützungsstelle eingerichtet. In den Jahren davor ging Geld aus den Suppenverkäufen etwa an den Arbeitskreis Hospiz, die Flüchtlingshilfe und an die Talentewerkstatt der Wirtschaftsförderung. 2018 gab es für die Tafel der Stiftung Lichtblick einen Kühlwagen. „Das ist auch ein richtig tolles Projekt, bei dem letztlich sogar was dasteht und herumfährt", sagt Kellig.
Die beschauliche Verkaufsbude mit den zwei Metallbehältern für die Suppen und den Einkochem mit dem selbst gemachten schwedischen Glogg aus italienischem Rotwein und Gewürzen sowie nebenan die wettergeschützte Ecke mit weihnachtlich dekorierten Stehtischen muten nach nicht viel Arbeit an, doch der Eindruck täuscht. Während der 22 Tage wird die Hütte in drei Schichten a zwei Personen besetzt „Wir benötigen insgesamt 180 Leute", sagt Keilig. Trotz der 14 Serviceclubs ist es ein personeller Kraftakt, denn durchschnittlich haben die Clubs laut Keilig rund 30 Mitglieder. Manch einer übernehme mehr als eine Schicht. Zudem werden sieben Leute für den „Hintergrund“ benötigt. Sie erledigen alles, damit der Verkauf reibungslos läuft, weisen täglich zu Beginn die Neuen ein und räumen am Abend auf.
Im kommenden Jahr vergrößert sich der Kreis der beteiligten Clubs. „Zu Jahresbeginn wird der Lions Am Limes gegründet“, sagt Stefanie Kellig. „Es wird der erste gemischte Club für Frauen und Männer in Hanau sein.“

Frankfurter Rundschau vom 09.12.2019