Presseartikel


Kisten für die Hoffnung

Lions Clubs im Main-Kinzig-Kreis bringen Spielzeug und Kleidung in die Ukraine



Hanau (fmi). Kleidung, Schuhe, Spielsachen - bereits seit zehn Jahren organisieren die Lions Clubs der Region einen Hilfsgütertransport in die Ukraine. "Es mangelt an allem", sagt Dr. Stefanie Keilig, Hanauer Ärztin und eine der verantwortlichen Planerinnen. Auch dieser Tage war wieder ein Lastwagen mit dem Allernötigsten nach Munkacs unterwegs. Pünktlich zur Adventszeit sind die Kisten in der Ukraine eingetroffen. Keine Selbstverständlichkeit, denn die Genehmigung aus Kiew hat auch schon einmal neun Monate auf sich warten lassen.
"Diesmal waren es zum Glück nur fünf Wochen. Wir freuen uns riesig, dass es vor Weihnachten geklappt hat", betont Keilig. Auch der Transport an sich ging reibungslos über die Bühne und erreichte das 1300 Kilometer entfernte Munkacs bereits nach drei Tagen. "So schnell ist das noch nie gegangen und auch selten so komplikationslos" , berichtet Keilig hocherfreut. Die Menschen in der Ukraine liegen der Ärztin und ihren Mitstreitern sehr am Herzen. "Man kann es sich nicht vorstellen, aber Rentner müssen dort mit 150 Dollar im Monat auskommen und die Gaspreise sind kräftig gestiegen", erläutert Mitorganisator Hartwig Rohde. Warme Kleidung werde deshalb besonders gebraucht.
"Kinder können nicht in die Schule gehen, weil es an Schuhen mangelt - unvorstellbar", berichtet Keilig. Sie kennt die Karpato- Ukraine bereits seit 19 Jahren. Nach ihrem ersten Besuch in der Westukraine gründete sie 1996 zusammen mit der Hanauer Allgemeinärztin Dr. Martina Scheufler die Initiative "Medizinische Hilfe Munkacs", für welche die Frauen gerade mit der Ehrenplakette der Landesärztekammer ausgezeichnet wurden (der HA berichtete). Die Initiative unterstützt ukrainische Krankenhäuser unter anderem mit Sachspenden. Keilig knüpfte aber auch Kontakte zur reformierten Gemeinde in Munkacs. Sie führt damit eine lange Tradition der Wallonisch-Niederländischen Kirche Hanau fort, die bereits in den 1980er Jahren erste Kontakte zu einer reformierten Gemeinde jenseits des Eisernen Vorhangs knüpfen wollte. "Die Menschen der Gemeinde gehören zu einer ungarischen Minderheit, könnten das Land sogar verlassen. Doch sie bleiben da, aus christlicher Nächstenliebe", sagt Keilig beeindruckt. Denn ohne die Unterstützung durch die Gemeinde ginge es vielen Einwohnern in Munkacs noch schlechter. "Die Partnerschaft mit Hanau gibt ihnen Kraft - auch spirituell", betont die Ärztin. Durch ihre Mitgliedschaft im Lions Club Schloss Philippsruhe konnte die Unterstützung für die osteuropäische Stadt auf breite Schultern verteilt werden. An der Finanzierung und Durchführung der Aktion beteiligen sich alle Lions Clubs der Region.
Meterhoch türmten sich noch vergangene Woche die Kartons in einer Halle, die Heraeus Quarzglas für den guten Zweck zur Verfügung stellte. Dazwischen Roller, Bobby Cars und Gehstöcke. "Das Sortieren der gespendeten Kleidungsstücke ist das Aufwändigste am ganzen Projekt", sagt Rohde. Die Decken, Hosen, Pullis und Jacken wurden gesichtet, sortiert, in Kisten verpackt und entsprechend beschriftet. 13 Tonnen Hilfsgüter waren es schließlich, die auf der Ladefläche des Lkw landeten.
Unterstützung gab es auch von verschiedenen Unternehmen. Eine Coburger Verpackungs- Firma spendete Kartons, die KOG Transport der Rhenus-Gruppe half mit einem günstigen Lastwagen aus. Viele Mitglieder beteiligten sich am Verladen.
Die Lieferung wurde bereits sehnsüchtig erwartet. Der bewaffnete Konflikt mit prorussischen Separatisten hat weiterhin negative Auswirkungen auf die Lebensbedingungen in der Ukraine. Flüchtlinge aus dem Osten des Landes leben auch in Munkacs im äußerten Westen. Offizielle Hilfen vom Staat gibt es für sie nicht. Die Helfer vor Ort verteilen nun die Kleidungsstücke und die Spielsachen für die Kinder. Geschenke an Weihnachten können sich viele Ukrainer nicht leisten. Die leuchtenden Kinderaugen sind den Hanauer Helfern deshalb der schönste Lohn.

Hanauer Anzeiger vom 28.11.2015